Auf welchen Gesetzmäßigkeiten beruht ein System? Was bedeutet es, Kunst als „universell“ zu begreifen? Wozu kann Kunst „gebraucht“ werden?
Horst Rave (1941–2009) entwickelte die – mathematisch inspirierte – Konkrete Kunst ein halbes Jahrhundert lang systematisch weiter. Er folgte dabei nicht dem Stil seiner Vorgänger. Vielmehr nahm er eine konstruktiv-konkrete Haltung ein und suchte mithilfe von Linien, Formen und Farben immer wieder neue Antworten auf die obigen Fragen.
Mit etwa 2.000 Kunstwerken hat Rave einen eigenständigen Beitrag zur Entwicklung der Konkreten Kunst geleistet, darunter Gemälde (siehe auch Farbfallbilder), Kunstwerke im öffentlichen Raum, computergenerierte Arbeiten und Reliefs, Skulpturen und praktische Arbeiten eines Grafikdesigners wie Logos, Layouts von Büchern, Einladungskarten und handgemalte Plakate.
Rave lebte sein Leben so bedingungslos, wie er seine Kunst ausübte. Er war sowohl liebender Stiefvater und -großvater als auch fürsorglicher Partner der Künstlerin Margarete Loviscach, mit der er auch als Gruppe Panda trat. Zudem engagierte er sich tatkräftig in der Bonner Kulturpolitik, meist in verantwortungsvollen Positionen.
Auf dem Kunstmarkt gelangte Rave nicht zu der Bekanntheit, die seinem Werk zustünde. Sich um das Wohlwollen von Galeristen zu bemühen, lag ihm nicht. Dennoch konnte er Ausstellungen im In- und Ausland verzeichnen und blieb unter Kennern nicht unbemerkt: Joachim Heusinger von Waldegg, Sammlungsleiter der Moderne am Rheinischen Landesmuseum Bonn, der während seiner Tätigkeit verstärkt Moderne im Rheinland sammelte, kaufte früh seine Arbeiten an und stellte sie mit Erfolg aus1. Auch der Sammlungsdirektor des Museums mit ausgeprägter Neigung zu Konkreter und Konstruktivistischer Kunst, Hans M. Schmidt, bewies seine Wertschätzung für Raves Kunst durch ihren Erwerb.